Aus dem Prolog von Schillers Wallensteins Lager

Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,

Die wunderbare, an dem Sinn vorüber,

Wenn das Gebild des Meisels, der Gesang

Des Dichters nach Jahrtausenden noch leben.

Hier stirbt der Zauber mit dem Künstler ab,

Und wie der Klang verhallet in dem Ohr,

Verrauscht des Augenblicks geschwinde Schöpfung,

Und ihren Ruhm bewahrt kein daurend Werk.

Schwer ist die Kunst, vergänglich ist ihr Preis,

Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze,

Drum muß er geizen mit der Gegenwart,

Den Augenblick, der sein ist, ganz erfüllen,

Muß seiner Mitwelt mächtig sich versichern,

Und im Gefühl der Würdigsten und Besten

Ein lebend Denkmal sich erbaun – So nimmt er

Sich seines Namens Ewigkeit voraus,

Denn wer den Besten seiner Zeit genug

Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.

 

 

 

Wolfgang Stendar als Wallenstein in den Freilichtspielen Schwäbisch Hall 1986
Wolfgang Stendar als Wallenstein in den Freilichtspielen Schwäbisch Hall 1986